Donnerstag, 25. August 2016

Rezension zu „Stadt der verschwundenen Köche“

Carl Juniper, seines Namens Schiffkoch auf dem alten Frachter „Birmingham“. Da er seine Anstellung auf dem Luxusdampfer im Bett einer Hure verpennt hat, bleibt ihm nur noch dieser Job. In einem Sturm geht das Schiff unter und er überlebt als einziger der Besatzung. Als er meint in einem Strudel zu ertrinken kommt er mitten in London wieder zur Besinnung. Ein Mann, Bren, hilft ihm auf und nimmt den verwirrten Carl mit nach Hause. Doch das London, in dem sich Carl nun befindet ist nicht mehr jenes, aus dem er kam. Alles ist anders und er muss sich ein neues Leben aufbauen. Durch Zufall fällt er mehr oder weniger durch eine Tür und glaubt seinen Augen nicht. In dem London, in dem er sich befindet kennt keiner mehr Essen. Es gibt als Nahrung nur noch Einheiten. Und nun steht er in einer Küche mit Köchen, richtigem Essen und einer Bratpfanne in seinem Gesicht. Als er wieder zu sich kommt überschlagen sich die Ereignisse.

„Stadt der verschwundenen Köche“ ist ein Roman aus der Feder des Autors Gregor Weber.

Das Cover ist ein richtiger Hingucker und der Titel macht neugierig. Die Inhaltsangabe hört sich spannend an. Leider passt die Inhaltsangabe nicht ganz auf den Inhalt, denn die erste Zeile stimmt schon nicht. Carl ist kein Koch auf einem Luxusdampfer, sondern auf einem Frachter, die Einheiten sind keine Pillen, sondern Pulver und das Kochen ist nicht streng verboten, sondern überhaupt erst gar nicht bekannt.

Wenn man das Buch nicht tiefgründig liest, liest es sich ganz gut. Wenn man allerdings etwas darüber nachdenkt kommen ziemlich viele Punkte auf, die nicht klar sind oder einfach nicht passen.

Durch Abschnitte, die kursiv gedruckt sind, weiß man zum Anfang schon, dass Carl wieder in „seine“ Welt zurück fällt. Diese Abschnitte handeln von einem Hospital, in dem Carl mittlerweile untergebracht ist und dort als Harold P. Mulrooney benannt wird. Wirklich gefallen haben mir die Seiten nicht, da ich deswegen bereits wusste, dass Carl wieder zurückkommt. Das hat am Anfang schon die Spannung genommen. So erging es mir zumindest.

Carl selbst ist auf der einen Seite ein Haudegen ohne Ende. Auf der anderen Seite unendlich lahm. Als er dann im neuen London ankommt, fügt er sich ohne große Nachfragen in seine Situation hinein. Es ist, als würde sein Hirn einfach abschalten. Es ist hier jetzt so, also ist es jetzt eben so. Man fragt oder denkt nicht mehr nach. Ich fand das etwas fade.

Die restlichen Charaktere mutierten so dahin daher. Polly mutierte von der feinen Chefin der Kellnerschaft zur schießwütigen Piratin. Der harte Chef der Truppe Black Ralph mutierte zum hirnlosen Überfallkommando. Lemmy, der harte Koch mutierte zum zahmen Entführten.

Viele Punkte in der Geschichte waren einfach unausgereift. Ich hab mich echt gefreut auf das Buch und am Anfang fand es auch wirklich klasse. Doch von Seite zu Seite kippte meine Euphorie in die andere Richtung. In dem Buch sind irgendwie keine großen Überraschungen, keine große Spannung vorhanden. Die letzten 50 Seiten sind auch so dermaßen „schnell“ geschrieben, als wäre am Ende zu wenig Zeit bis zum Abgabezeitpunkt des fertigen Buches übrig geblieben und der Autor hätte nur noch schnell alles fertig getippt. Die Handlungen werden absolut unlogisch und das Ende ist einfach nur schlecht. Sorry, aber besser kann ich es nicht ausdrücken. Ich habe nichts gegen offene Enden, aber das war wirklich nichts. Weder wird in dem parallelen London, noch im normalen London irgendetwas aufgeklärt. Es bleiben nur Fragen über und lose Erzählstränge.

Auch hätte ich mir während der kompletten Handlung mehr Informationen und Hintergründe gewünscht. „Eine hinreißende Liebeserklärung an die pure Lust am guten Essen“ steht auf dem Rücken. Das stimmt, die Zubereitung vom Essen nahm sehr viel Platz im Buch ein. Gerüche, Küchengeräte und Garnierung waren dem Autor hier wichtig. Leider hat dann die Liebe zur restlichen Geschichte etwas darunter gelitten.

Mein Fehler war auch ein bisschen, dass ich mir den Roman in die Richtung Steampunk vorstellte. In dem alternativen London kennt man zwar keine Elektrizität, sondern alles ist Dampf betrieben, dies alleine macht jedoch keinen Steampunk Roman aus. Das muss ich mir aber selbst zu Lasten legen, ich wollte es nur erwähnen, falls ein Leser auf Grund des Covers und diversen Leseproben darauf kommen sollte.

Die Geschichte selbst hätte sehr viel Potential gehabt. Leider wurde nicht ganz so viel draus gemacht. Schade eigentlich. Das Buch in dieser Form konnte mich nicht leider nicht wirklich überzeugen.  


2 / 5 Sterne


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