Freitag, 4. Oktober 2024

 Rezension zu „Plünderland“

 

Ich habe das Buch „Plünderland“ aus der Feder des Autors Günter Hannich gelesen.

 

Optisch sieht das Buch super aus. Die Aufmachung ist farblich gelungen, die Inhaltsangabe verspricht mit wahren Schrecken aufzufahren.

 

Das Buch ist von den Maßen her kleiner als normale Taschenbücher. Also beim Erhalt nicht erschrecken.

 

Vom Inhalt her bin ich allerdings schon enttäuscht.

 

Was ich hier gleich mal sage, der persönliche Erzfeind des Autors ist der Beamte. Angeblich sind sie überbezahlt und unglaublich reich.

 

Deswegen hier an der Stelle einige Fakten über mich. Mein Mann ist Beamter, in der höchsten Verdienststufe, die er erreichen kann. Er verdient trotzdem weniger als eine neu eingestellte Pflegefachkraft ohne Zulagen. Von dem Geld muss er zwar keine Steuern zahlen, dafür aber fast 400 Euro Private Krankenversicherung. Er wäre gerne in einer gesetzlichen Krankenkasse. Dazu müssen wir jede Arztrechnung von unserem Konto bezahlen. Erstattet bekommt er auch nicht alle Kosten von Krankenversicherung und Beihilfe und oft dauert es Monate, bis dann was zurück- kommt. Also haben wir auch da noch Kosten zu stemmen. Ich kann nicht zu Hause bleiben, weil nur er versichert ist und ich eine eigene Krankenversicherung brauche. Ich habe drei Jobs und zahle mehr als genug Steuern und Abgaben. Trotzdem müssen wir am Ende des Jahres Steuern ans Finanzamt bezahlen, wo jeder andere eine Erstattung erhält. Also, bitte mal ein bisschen runterkommen, von wegen der böse, überbezahlte Beamte.

 

Ich kann das Buch jetzt nicht so rezensieren, wie ich es müsste. Ich habe auf fast jeder Seite eine Anmerkung geschrieben. Das würde die Länge der Rezension echt sprengen, wenn ich auf jede Anmerkung eingehen würde.

 

Am Anfang fällt der Autor über die Leute her, die Vermögen haben. Er meint tatsächlich, die alten Leute sollten ihr Hab und Gut schon recht früh an die Erben verteilen. Schön, wenn der Autor eine so nette Familie hat, der er alles an seinem Vermögen frühzeitig vermachen möchte. Denn die nette Familie will ja schließlich früh genug etwas vom Erbe haben. ( Seite 18 )

 

Ich finde diese Einstellung unverschämt und dämlich. Jeder soll sich doch selbst anstrengen, es zu etwas zu bringen. Vor allen Dingen ist das dämlich, da der Autor gleich auf den nächsten Seiten sich selbst widerspricht. So meint er auf Seite 21: Nicht umsonst gibt es ein Sprichwort, das besagt: „Eine Erbschaft lässt die Muskeln schwinden und das Gehirn schrumpfen.“

 

Dazu wüsste ich auch nicht, warum die Reichen ihr Vermögen auf die Bevölkerung umlegen sollten. Auch stimmt es nicht, dass nur vermögend wird, der erbt. Ich sehe das an mir, wer sich anstrengt, sparsam ist und sein Geld ein bisschen zusammen hält, kann auch schön was ansparen. Und ich habe nichts geerbt.

 

Die Vergleiche zu Nachbarländern kann man auch nicht wirklich ziehen. Klar kann es sein, dass die Leute dort mehr verdienen oder weniger Steuern bezahlen. Aber wie sieht es vergleichsweise mit den Ausgaben und der Lebenshaltung dort aus? Also zählen solche Angaben für mich nicht, wenn man nur bestimmte Werte vergleicht, anstatt sich die Kaufkraft des jeweiligen Landes anzusehen und zu vergleichen.

 

Der Autor wettert auch gerne gegen die Rente. Erhält er später keine Rente vom Staat? Verzichtet er freiwillig darauf? Wohl kaum. Wir haben nicht zu viele Rentner, wir haben zu viele Leute, die keine Lust haben, zu arbeiten. Es gibt genug offene Stellen, aber viele sind sich zu fein, arbeiten zu gehen, solange das Geld ohne Probleme vom Staat auf das Konto fliest.

 

So findet der Autor auch, dass zB die Türkei und Griechenland mehr Rente bezahlen, wie Deutschland. Mal überlegt, wie diese Länder finanziell dastehen? Diese Zahlungen müssen von anderen Ländern getragen werden.

 

Ständig tauchen die bösen Beamten auf. So auch auf Seite 81. So soll ein Beamter in seinem Leben den Staat 5-6 Millionen Kosten. Das kann schon sein, wenn man Richter damit meint. Aber der normale kleine Beamte, der das abbekommt, kostet bei weiten keine 5-6 Millionen in seiner Lebensarbeitszeit. Lächerlich.

 

Weiter geht es auf Seite 55. Hier führt der Autor die höchsten Baukosten in Europa an. Weil sich nicht jeder ein Eigenheim mit Garten leisten kann. Ich finde das auch gut so. Stell euch mal vor, jede Person hätte ein Eigenheim mit Garten. Wo sollten denn die ganzen Häuser hin? Es ist nun einmal so, dass nicht jeder ein eigenes Haus haben kann und trotzdem führt der Autor das im Buch auf.

 

Dazu kommt er dann auf Seite 85 auf den abgeschafften Mieterschutz zurück. Ich würde das in anderer Richtung mal eher sagen. Die armen Vermieter, die Mietnomaden nicht mehr aus den Vier Wänden herausbekommen. Die Mieter, die nicht mehr bezahlen, nicht losbekommen. Um dann natürlich auf die Richter zu kommen, die angeblich Mieter schneller rauswerfen, weil sie selbst Wohneigentum haben. Ich könnte dazu etwas genaueres schreiben, ich sage aber nur so viel. Wenn man sich beim Grundbuchamt mal in den Unterlagen umsieht, sieht man, dass fast alles Wohneigentum mittlerweile auf ausländische Namen läuft. Und da hat eine Person mehrere Häuser und es sind keine Richter. Vielleicht ist das in München oder Berlin der Fall. Das kann man aber echt nicht als Zugpferd vor den Karren spannen.

 

Und jetzt kommt das Kapitel, bei dem ich fast mit dem Lesen aufgehört habe. Seite 99 – Die niedrigste Geburtenrate der Welt. Also, als Frau sollte man eigentlich die nächsten Seiten überspringen, sonst kann man ziemlich erhöhten Blutdruck bekommen. Wir haben eine zu kleine Geburtenrate. Hat sich der Autor mal die Entwicklung der Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren angesehen? Die Menschheit explodiert regelrecht. Muss dann wirklich jede Frau, ob sie will oder nicht, 3-4 Kinder in die Welt setzen? Und dann auch noch auf die Pille schimpfen, dass deswegen die Frauen weniger Kinder bekommen? Sorry, wenn ich in dem Augenblick gekonnt hätte, hätte ich dem Autor eins übergebrezelt.

 

Dazu kommt der Autor auf den folgenden Seiten noch zu einem angeblichen Überschuss an Männern. Männer, Frauen, Hetero. Hier vergisst der Autor, es gibt eben auch Schwule und Lesben, die keinen Bock auf Leute des anderen Geschlechts haben. Es gibt mit Sicherheit auch genug Männer und Frauen, die keine Beziehung wollen oder nicht mehr wollen. Wie kann man dann so etwas überhaupt in einem Buch über „Plünderland“ aufführen. Das hat mit der eigentlichen Materie nichts zu tun.

 

So etwa auf Seite 124 kommt der Autor dann zur Begrenzung der Produktlebensdauer. Er führt auf, dass die Leute extra neue PCs, Handy und Geräte kaufen, weil die Lebensdauer abgelaufen ist und das Gerät defekt ist. Sorry, mein letzter PC war über 10 Jahre alt. Mein Handy ist auch gut 6 Jahre alt. Mein PC war mittlerweile zu langsam und es gab auch seit Jahren keine Updates mehr. Deswegen habe ich mir einen neuen gekauft. Das Gerät lief einwandfrei. Auch mein Handy ist zwar nicht mehr das neueste, es läuft aber noch perfekt. Der Fernseher ist auch bereits 5 Jahre alt. Ich sehe da eher das Problem der Menschen an sich, immer das neueste Gerät zu haben und mit dem alten nicht mehr zufrieden zu sein. Das kann man also auch nicht auf die Sache „Plünderland“ draufhauen. Es ist keiner gezwungen ein neues Gerät anzuschaffen, wenn das alte noch funktioniert. Da müsste man etwas am Verhalten der Personen ändern. Gleiches gilt für Lebensmittel. Was der Autor aber nicht anführt, daher schreibe ich an der Stelle auch nicht mehr darüber.

 

Manchmal weiß der Autor auch nicht, was er vorher schon mal geschrieben hat. Einmal rät er von Immobilien als Werterhalt ab, hinten schreibt er dann, man soll sich Immobilien aneignen.

 

Absolut überflüssig ist der Anhang Teil 3 von wegen „So sichern Sie sich gegen die weitere Verarmung ab“. Größtenteils führt er hier auf, was er im Buch auch schon erwähnt hat. Den Rest weiß man entweder schon oder ist Blödsinn. Gerade das Horten von Fremdwährung finde ich nicht gerade super. Ich habe so einiges altes Bargeld, mit dem man heute nichts mehr anfangen kann. Außerdem muss man dann auch erst einmal in das entsprechende Land kommen, um damit etwas anfangen zu können und der Euro ist schon weit um uns herum verbreitet.

 

Leider konnte ich über den Autor im Netz nichts Privates erfahren oder ich habe es nicht gefunden. Es hätte mich einmal interessiert, ob er verheiratet ist und wie viele Kinder er hat. Und ob es auch ja nur Mädchen sind, denn wir haben ja schließlich einen Männerüberschuss und müssen Frauen produzieren.

 

Natürlich stimme ich dem Autor auch in der ein oder anderen Sache zu. So finde ich die vielen Investitionen in erneuerbare Energie überflüssig. Wer eine eigene Solaranlage auf dem Dach hat, weiß, wann es damit keinen Strom mehr gibt. Und nur weil der Nachbar auch eine hat, wird der Strom nicht mehr. Genauso ist es mit Windenergie. Zumal über all dort, wo Anlagen gebaut werden sollen, gibt es Bürgerproteste, weil es die Aussicht verschandelt.

 

Ich finde auch, man sollte nicht unsere Steuergelder in alle Welt hinauswerfen. Wenn wir in unser Land sehen, brauchen wir bald selbst Entwicklungsgelder, weil alles zerfällt.

 

Es gibt noch so ein paar Punkte, bei denen ich dem Autor schon recht geben muss. Die ganzen Punkte sind allerdings in der Minderheit, im Gegensatz zu dem geschriebenen Rest.

 

Man braucht schon Nerven, um das Buch komplett zu lesen. Und man muss auch viel denken und überlegen. Einfach so lesen und erschüttert sein, sollte hier nicht drin sein, denn zu viel ist einfach ohne Sinn und Verstand herunter geschrieben. Auch helfen die vielen Fußnoten hier nicht. Wenn man das alles nachprüfen möchte, hat man echt viel zu tun.

 

So vergebe ich hier noch 2 Sterne.

 

2 / 5 Sterne




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