Rezension zu „Der Fall des Präsidenten – HB“
Athen,
Griechenland. Als der Ex-Präsident Douglas Turner in Griechenland zu einem
Besuch eingeladen wird, wird er dort sofort verhaftet. Zuständig für die
Verhaftung ist der ICC, der Internationale Gerichtshof. Vor Ort die junge
Juristin Dana Marin. Sie soll eigentlich nur die Verhaftung beaufsichtigen.
Die
Verhaftung schlägt jedoch so große Wellen, dass sie völlig auf sich alleine
gestellt in die Gerichtsverhandlung muss. Ihr zur Seite steht nur ein
griechischer Jurist, der ihr aber auch nicht sehr viel weiter helfen kann.
Eigentlich geht es nur darum, ob die Verhaftung des Ex-Präsidenten
rechtskonform abgelaufen ist oder nicht.
Der
Ex-Präsident schmachtet im schlimmsten Gefängnis von Athen. Währenddessen von
anderer Seite bereits die Befreiung geplant wird.
„Der
Fall des Präsidenten – HB“ ist ein Thriller aus der Feder des Autors Marc
Elsberg.
Ich
fand die Inhaltsangabe mega spannend, also musste ich das Buch auf jeden Fall
hören. Der Sprecher Dietmar Wunder hat wieder eine fantastische Arbeit
geleistet. Wie immer habe ich ihm gerne gelauscht.
Nennt
mich kleinlich, doch der Titel des Buches ist schon falsch. Es geht hier nicht
um den Präsidenten, sondern um den Ex-Präsidenten. Ich dachte nämlich, nach dem
Titel würde auch noch der amtierende Präsident in dieses Thema mit hinein
gezogen. Es geht jedoch nur um den Ex-Präsidenten. Man sollte den Titel
eventuell etwas anpassen.
Dazu
kommt, dass ich einen „vollständigen Fall“ erwartete. Verhaftung, Gericht in
Athen und Verhandlung in Den Haag. Da habe ich leider viel zu viel erwartet. Es
geht in dem kompletten Buch wirklich nur darum, ob der Ex-Präsident jetzt
rechtens verhaftet wurde oder nicht. Es ging nur um die Prüfung, ob ihm seine
Rechte vorgelesen wurde, ein Dolmetscher dabei war etc.
Das
Gericht prüfte ewig lange die Beweise, wozu es eigentlich überhaupt nicht befugt
war. Und das dauerte fast das ganze Buch über. Was soll ich sagen, das Buch
wurde von Minute zu Minute langweiliger.
Dazu
kam eine Szene, in der eine Familie erschossen wurde, was gar nichts mit dem
Fall des Präsidenten … Ex-Präsidenten zu tun hatte. Warum wurde die Szene
erwähnt? Ebenso die Leidensgeschichte von Dana Marin in ihrer Kindheit. Man
kann hier natürlich auf das Mitleid der Leser pochen. Ja, Krieg ist nie etwas Schönes.
Die Abschnitte hatten hier im Buch aber ebenso nichts zu suchen, wie die
Ermordung dieser Familie. Es gab einfach keinen Zusammenhang mit diesem Fall
des Ex-Präsidenten. In einem Buch hätte ich sie überblättert, im Hörbuch habe
ich sie halt gehört und mich gefragt, wann das noch wichtig werden sollte.
Interessant
war, wie weit die USA gehen würden, um ihren Ex-Präsidenten zu retten. Ich
denke, in Wirklichkeit wäre das auch nicht anders. Dass ein amerikanischer Präsident
großkotzig ist, kann man so auch stehen lassen. Wobei amerikanische auch nicht
anders sind, als die Präsidenten aus manch anderen Ländern. Genauso wie der
Dreck, den sie am Stecken haben. Wenn man einen nach Den Haag zerrt, müsste man
fast alle dort hin zerren und anzeigen.
Wenn
man das Buch mächtig gekürzt hätte, dafür noch die Verhandlung in Den Haag dazu
geschrieben hätte, wäre die Story echt Bombe geworden. Warum es hier aber
stundenlang nur darum ging, ob Turner jetzt in allen vier Punkten anständig
verhaftet wurde oder nicht, weiß ich bis jetzt noch nicht. Gut, das war auch
noch einigermaßen zu verkraften. Ab dem Zeitpunkt, als ich merkte, dass es gar nicht
mehr nach Den Haag gehen kann, langweilte ich mich dann auch nicht mehr ganz so
sehr. Ich wusste dann ja, es wird nicht mehr spannender.
Als
dann aber noch in die über Stunden gehende, ich nenne es mal Endschlacht ging,
wurde es mir fast zu viel. Muss man wirklich stundenlang diese Flucht
beschreiben? Mein Hirn driftete mehrmals weg und ich hörte stellenweise schon
gar nicht mehr zu.
Der
Fall war leider so gar nicht mein Fall. Ich hatte mir wirklich mehr von dem
Titel versprochen, auch gerade wegen dem Autor des Buches. Ich wurde hier
leider mehr als enttäuscht.
Auch
die Personen waren nicht sympathisch. Dana Marin war irgendwie blass, auch wenn
sie sich anstrengte. Was dann der Rückblick in ihre Kindheit auch nicht besser
machte. Hier wurde auch nicht wirklich etwas ausgebaut. Was macht man in einem
fremden Land, wenn man nur noch das Bargeld zur Hand hat, das man gerade im
Geldbeutel hat? Dana hat sich da überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Es
wurde auch gar nicht mehr groß Thematisiert. Ich fand das schon als mächtig bedrückend,
wenn man nur noch seine Barschaft zum Leben hat. Oder hat man als junge
Juristin in einem fremden Land so viel Bargeld im Geldbeutel, dass man sich keine
Sorgen zu machen braucht?
Die
Leute um Dana kamen auch nicht wirklich richtig ins Licht. Alexander, gut,
böse, gut? Seine Freunde, die Spezialisten, die alles konnten, ja klar. Welch
ein Zufall und wie praktisch.
Die
Amerikaner, egoistisch, großkotzig, rechthaberisch. Klar, wie kann man es auch
wagen, in Griechenland einen Ex-Präsidenten verhaften zu lassen.
Und
am Ende zählt irgendwie nur die Meinung des Mobs, der verlangt, den Ex-Präsidenten
zu richten, anstatt dass dies der Richter im Amt tut. Ich weiß nicht, will man
wirklich, dass Leute in Facebook, Twitter und Co. über Leute richten, anstatt
die Richter in den Gerichtshöfen?
Den
griechischen Juristen, vom Hörbuch her weiß ich den Namen nicht mehr, und die
Befreiungstruppe an sich fand ich ganz gut.
Ein
Viertel des Buches war spannend, der Rest für mich leider eher langweilig. Ein
paar Personen waren gelungen, viele nicht. Es gab viele unnötige Szenarien, die
nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun hatten. Dazu gemischt ein genialer
Sprecher. Mit Hängen und Würgen vergebe ich hier dann noch die drei Sterne.
3
/ 5 Sterne
Hallo!
AntwortenLöschenDie Familie, die erschossen wurde...gerade das war doch einer der Vorfälle, für die er angeklagt wurde! Kam das im Hörbuch nicht heraus?
LG Martina
Hi!
LöschenNein. Ich dachte mir an der Stelle, dass dies eine der ermordeten Familien hätte sein sollen ... kam aber so nicht rüber. Im Hörbuch waren es rein unschuldige Leute, die nach und nach erschossen wurden. Aber auch nur, weil sie nach und nach aus dem Haus kamen. Wären sie drin geblieben, wäre ihnen nichts passiert.
Es ging da in der Aufzeichnung nur um die Terroristen und ihre Familien. So aber war diese Familie für mich irgendwie komplett unschuldig, da kein Zusammenhang mit einem Terroristen genannt wurde.
Außerdem wurden, laut Hörbuch, die 35 Leute, um die es in der Anklage ging, mit einer Bombe getötet ... die Leute oben wurden aber erschossen ...
Daher ... für mich kein wirklicher Zusammenhang der beiden Fälle.
War dann wohl ein schlechter Zusammenschnitt des Hörbuches. Ist nicht das erste Mal, dass ein Hörbuch kompletter Mist ist, weil es zu zusammenhanglos zerschnitten wurde. ^^'
LG ^^