Rezension
zu „1794 – HB“
Jean
Michael Cardell wird nach langer Zeit mit einem neuen Auftrag betraut. Eine
Frau sucht ihn auf und bittet ihn, den wahren Mörder ihrer Tochter zu finden.
Die
junge Frau wurde in ihrer Hochzeitsnacht ermordet. Als Täter steht gleich ihr
Ehemann auf dem Plan. Hat er doch öfters unkontrollierte Wutausbrüche. Doch die
Schwiegermutter glaubt den Anschuldigungen gegen den Ehemann ihrer Tochter
nicht.
Cardell
nimmt die Ermittlungen nicht alleine auf. Der Fall zieht weite Kreise.
„1794
– HB“ ist der zweite Teil mit dem Ermittler Cardell aus der Feder des Autors
Niklas Natt och Dag.
Das
Buch habe ich als Hörbuch gehört. Die Sprecher waren Philipp Schepmann und
Louis Friedemann Thiele. Die beiden Sprecher hatten gute Stimmen, ich habe
ihnen gerne gelauscht. Ich muss jedoch auch sagen, dass mir während des Hörens
keine großen Unterschiede aufgefallen sind. Es hätte also auch alles eine
Person lesen können.
Ich
habe zu dem Hörbuch gegriffen, weil mich die Inhaltsangabe gefesselt hat. Ich liebe
historische Krimis. Wie die Ermittlungen damals gelaufen sind, wie die
Ermittler auf die Täter gekommen sind und die Fälle gelöst haben. Ich habe mich
also sehr über das Hörbuch gefreut.
Das
Hörbuch hat im Gesamten 213 Kapitel. Davon waren die ersten 60 Kapitel über ein
Kind, das zum Jungen heran gewachsen ist. Der Junge wurde irgendwann auf eine
Kolonialinsel geschickt, dort ging es dann um Sklaven. Wie man sie quält,
demütigt, bestraft, vergewaltigt, zerstückelt und als Dreck behandelt. Ok, ich
sage folgendes, wenn ich ein Buch über Sklaven und deren Behandlung lesen will,
dann hole ich mir spezifisch ein Buch darüber. Auch am Ende des Hörbuches war
mir nicht klar, warum ich mich durch diese Kapitel quälen musste. Außer, dass
ich gleich wusste, wie und von wem die Braut im Ehebett ermordet wurde. Danke
für die frühe Aufklärung und die dadurch entstandene Langeweile über den Rest
des Hörbuches.
Der
Rest war dann auch so nicht sehr prickelnd. Das Meiste hatte überhaupt nichts
mit dem Fall der toten Frau zu tun. Hat Cardell überhaupt groß ermittelt? Ich
kann mich durch die ganzen unnötigen und langgezogenen Kapitel nicht wirklich
an tolle oder nachvollziehbare Ermittlungen erinnern.
Meiner
Meinung nach, hätte das Buch super in den Festa Verlag gepasst. Wenn ich dort
ein Buch hole und lese, weiß ich vorher, dass es in den meisten Fällen um Irre
geht, die gerne verstümmeln und abschlachten, um blutige Schlägereien, Zähne
die ständig fliegen, Frauen die gequält und vergewaltigt werden und und und …
Da ich das Buch aber nicht als Festa Buch geholt habe, sondern als ein toller
historischer Krimi, ging mir das ganze gewaltig auf den Senkel.
Ständig
wurde hier der Hauptaugenmerkt auf Brutalität gegen alles und jeden gelegt,
anstatt auf einen anständigen Krimi-Plot.
Dazu
frage ich mich, warum ich mir Stundenlang anhören musste, wie eine Frau ihre
Zwillinge bekommt und mit einer anderen Frau im Wald lebt. Es hatte absolut
keinen Zusammenhang mit dem eigentlichen Plot, außer dass die Frau und Cardell
sich kannten. Was aber dem eigentlichen Fall auch nicht weiter half.
Und
das Beste kam dann auch am Ende und lies mich nur noch mit dem Kopf schütteln
und stöhnen. Es wird nichts aufgelöst. Die eine Sache klärt sich ganz fix und
schnell, schwups und weg. Die andere Sache löst sich im wahrsten Sinne des
Wortes in Luft oder eher Stücke auf, wo ich wieder beim Festa Verlag wäre. Das
da löst sich in Wahnvorstellungen auf und das andere da hinten in
Ascheflöckchen.
Manchmal
frag ich mich, was in Autoren, die so etwas schreiben und dann andererseits in
Lesern vorgeht, die das bejubeln und Preise verteilen. Klar, Geschmäcker sind
verschieden, was ja auch wirklich super ist. Doch wieso preist man einen
historischen Krimi in der Inhaltsangabe an, wenn der Krimianteil im Hörbuch von
213 Kapiteln vielleicht 25 umfasst und der Rest einfach nur unnötig oder brutal
ist?
Wer
also auf blutige Fressen, herausgeschlagene Zähne, gebrochene Knochen,
zerschlagene Frauen, Vergewaltigungen und übel zugerichtete Sklaven und Co
steht, und das ständig und dauernd, ist hier genau richtig.
Wer
einen guten, durchdachten historischen Krimi mag, sollte lieber ein anderes
Buch auswählen. Oder gerne danach greifen und sich selbst eine Meinung bilden.
Aber sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
1
/ 5 Sterne
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