Rezension zu "Deutschland und der Zwei-plus-Vier-Vertrag"
Ich habe das Buch „Deutschland und der Zwei-plus-Vier-Vertrag“ aus der Feder des Autors Michael Grandt gelesen.
Nun muss ich erwähnen, dass wenn ich das Buch für mich richtig gelesen hätte,
bestimmt ein paar Monate dafür gebraucht hätte. Bei solchen Büchern
recherchiere ich gerne alles nach, was ich lese. Da die Zeit dafür zu lange
ist, habe ich es ohne große Selbstrecherche gelesen. Leider. Ich hätte das Buch
auch nur an meinem PC lesen können, da ich auf dem Handy nicht gerne im
Internet suche und etwas nachlese.
Das Buch ist optisch, sowie von der Inhaltsangabe ein richtiger Burner. Das
Buch fällt mit den Flaggen und dem Banner direkt auf und wartet mit wahren
Sensationen auf.
Jedoch sollte man das alles nicht einfach lesen und als komplette Wahrheit
annehmen, ohne einmal selbst über verschiedene Punkte nachzudenken.
Zuerst
muss ich erwähnen, dass das Buch kleiner ist, als man denkt. Das Buch hat nicht
einmal eine DIN A5 Größe. Es hat 160 Seiten, bei denen „nur“ 132 Seiten mit dem
Inhalt beschrieben sind. Hätte man ein normal großes Buch daraus gemacht, hätte
es gerade mal um die 60 Seiten. Ich finde, das sollte auch einmal erwähnt
werden.
Der
Autor fängt das Buch mit dem Text des „Zwei-plus-Vier-Vertrages“ an. Ich habe
nicht nachgeprüft, ob der Text so stimmig ist. Ich nehme ihn als eins zu eins
übertragen hin. Ich finde es daher interessant, zuerst einmal mit dem Objekt
der Begierde konfrontiert zu werden.
Was
mir schon einmal prinzipiell an dem Buch gefällt ist, dass der Autor für ihn
wichtige Aussagen und Details dick gedruckt hat. Dazu in grauen Kasten
Hintergründe oder seine Bewertungen zu dem geschriebenen Text weitergibt.
Auffällig
ist aber auch hier, dass die NATO, USA und im besonderen Deutschland sehr
schlecht wegkommt, wobei auf der Gegenseite auch hier Russland wieder die arme
bedrängte Nation ist. USA und Russland seien einmal dahingestellt. Was aber
bitte sollte Deutschland Russland antun? Wir kommen ja nicht einmal an die Wade
zum Reinbeißen.
Meine
erste Anmerkung ist hier der Kasten Hintergrund „Ist Deutschland noch „besetzt“?“
Seite 51 in dem Buch. Hier werden die Truppen auf Deutschem Boden aufgezählt,
die auf Dauer in Deutschland stationiert sind. Deutschland also besetzen. Aufgelistet
werden hier Belgien, Frankreich, Großbritannien, Kanada, die Niederlande und
die USA.
Man
kann hier ganz einfach die Länder auf Deutschem Boden bei google durchsuchen. Dazu
habe ich folgende Informationen gefunden.
Frankreich
hat seine Truppen nach und nach bis 2014 abgezogen. Rein in der Teschner
Kaserne in Mühllheim sind noch Franzosen stationiert.
Belgien
hat seine Soldaten nach und nach bis 2005 aus Deutschland abgezogen. Die
Aufgabe der Belgier war hier die Überwachung der Nuklearwaffen, sowie die
Sondermunitionslager in Wahnder Heide und Stilleking.
Anfang
2020 haben alle britischen Kampftruppen Deutschland verlassen.
Kanada
hat bis 1993 in Deutschland alles aufgelöst. 1984 haben sie den
Zwei-Schlüssel-Prinzip Vertrag gekündigt. Dieser war wegen den Nuklearwaffen
zwischen Kanada und den USA geschlossen worden.
Die
Niederlande hat bis 2006 alles bis auf zwei FlakRak-Stellungen in Goldbeck und
Laatzen in Deutschland aufgelöst.
So
viel zu der „Dauerbesatzungsmächten“ in Deutschland. Hier auch ein Augenmerk
auf Belgien und Kanada. Schon zu frühen Zeiten waren beide für Nuklearwaffen in
Deutschland zuständig. Man kann das öffentlich, ohne Probleme im Internet
nachlesen. Also war zu dem Zeitpunkt den Mächten und Russland bekannt, dass
Nuklearwaffen auf deutschem Boden stationiert sind. Nur mal rein zur Info.
Auf
Seite 52 desselben Kastens ist vom Autor dick gedruckt, dass die USA in
Deutschland mehr als 500 Quadratkilometer deutschen Bodens „besetzen“. 500
Quadratkilometer, Sorry, das ist nicht einmal die Größe des Bodensee. Wenn ich
dann daran denke, dass ein kompletter Großflughafen Ramstein, sowie das große
Lazarett in Landstuhl schon mit eingerechnet ist, ist das jetzt nicht wirklich
viel.
Man
sollte auch hier nicht die Wirtschaftskraft vergessen, die diese Stützpunkte
für die Region bedeuten, in der sie stationiert sind. Daher sehe ich die
Truppen nicht als Besetzungsmacht in dem Sinne mehr an, wie sie vielleicht vor
60 Jahren einmal waren.
In
Teil 2 „Wortbrüche“ geht es darum, dass Deutschland/NATO/USA gegen den
Zwei-plus-Vier-Vertrag verstoßen hätten. Angeblich haben wir uns Richtung Osten
ausgebreitet und haben so gegen den geschlossenen Vertrag verstoßen. Oha, mal
kurz überlegen, stimmt. Wir haben da ein paar Länder mit in die NATO genommen.
Hat Russland also Recht, sich angegriffen zu fühlen? Auch hier mal kurz
überlegen, nein. Wir haben weder gegen den Vertrag verstoßen, noch kann sich
Russland deswegen angegriffen fühlen. Warum? Ganz einfach. Es wurde nie so in
den Vertrag geschrieben. Auch wenn jetzt behauptet wird, Russland gäbe mehr auf
Aussagen als auf Verträge. Ja, da sind sie halt selbst schuld. Nur was auf dem
Blatt steht, hat Gültigkeit und da macht man für Russland auch keine Ausnahme.
Da hätten sie beim Aufsetzen des Vertrages schon darauf bestehen müssen, dass
das mit in den Vertrag kommt. Also, keine Ausrede für mich, wir haben keinen
Vertrag gebrochen.
Der
nächste Punkt, auf den ich kommen möchte, befindet sich auf Seite 77 in Teil 3 „Vertragsbrüche“.
Hier unterlegt der Autor dick: „Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands
sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das
friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines
Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar.“ Gut und schön.
Doch
macht Deutschland weder das eine noch das andere. Durch die Waffenlieferungen
an die Ukraine soll Deutschland den Vertrag, insbesondere den Inhalt des Satzes
gebrochen haben.
Ukraine
und Russland hatten zu dem Zeitpunkt der Lieferungen von Deutschland, seien es
nun Helme oder Waffen, kein friedliches Zusammenleben mehr. Daher konnte dieser
Punkt schon gar nicht mehr gebrochen werden. Außerdem wurde die Ukraine von
Russland angegriffen und nicht Russland von der Ukraine. Daher dienten die
Lieferungen lediglich zur Verteidigung und nicht zur Führung oder Vorbereitung
eines Angriffskrieges.
Des
Weiteren wird angeführt, dass wir mit unseren Waffen Russland über die Ukraine
angreifen würden. Das ist meines Erachtens und auch das vieler Experten, eben
nicht so. Wir liefern der Ukraine zB den Leopard Panzer. Somit geht der Leopard
Panzer in den Besitz der Ukraine über. Es könnte auch genauso gut Schweden den
Ukrainern in Deutschland produzierte und von Schweden gekaufte Leopard Panzer,
liefern. Nur, weil es in Deutschland produziert wird, wir es verkaufen oder
verschenken, heißt das noch lange nicht, dass Deutschland einen Krieg führt und
deswegen verklagt werden kann. Wenn ein in Deutschland produziertes Auto, nach
Australien verkauft wird, kann man den deutschen Hersteller doch auch nicht
verklagen, wenn damit ein Terroranschlag begangen wird. Oh je, ich will da
keinen auf falsche klagewellen Gedanken bringen.
Der
letzte Punkt, auf den ich kommen möchte, befindet sich auf Seite 128, Teil 4 „Kündigen
die Russen den Zwei-plus-Vier-Vertrag?“ Es geht hier um den Kasten Bewertung
des Autors.
Die
Aussage des Autors ist hier im ersten Satz so: „Als objektiver Beobachter
sollte man sich in beide Seiten hineinversetzen.“ Und sogleich stellt sich der
Autor wieder rein auf die Seite Russlands.
Auf
keiner Seite in seinem Buch, hat er sich in die Seite von Deutschland hineinversetzt.
Es kamen nur Anklagen gegen Deutschland, kein Argument, warum Deutschland so
entschieden hat, wie es entschieden hat oder entscheiden musste.
Wenn
man schon schreibt, dass man etwas objektiv von beiden Seiten beobachten
sollte, dann sollte man meines Erachtens, dies auch tun.
Auch
hier muss ich wieder erwähnen, dass ich Bücher aus dem Kopp Verlag sehr gerne
lese. Man muss sie aufmerksam lesen, sich Gedanken machen, selbst nachforschen.
Sie geben einen guten Diskussionshintergrund mit meiner Familie. Ich diskutiere
immer wieder gerne über die Themen und einzelnen Abschnitte in diesen Büchern. Man
darf und sollte nur nicht alles für bahre Münze halten, was geschrieben steht
und sich selbst ein bisschen Arbeit damit machen.
3 / 5 Sterne

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