Freitag, 31. Juli 2020


Rezension zu „Stille Post in Kleinöd“

Als Joseph Langrieger bei einer Nacht- und Nebelaktion seine Odelgrube leeren will, findet er darin eine Leiche. Flugs rennt er zu seinem Nachbarn und bittet ihn um Hilfe, ob er denn wirklich richtig gesehen hätte.

Ja, in der Gruppe dümpelt der Hermann Brunner. So wird dann gleich mal die örtliche Polizei verständigt. Diese sieht sich das dann auch erst einmal an. Nach einer Runde Schnaps, wird dann aus Landau die Kripo angefordert.

Kommissarin Franziska Hausmann kommt mit ihrem Kollegen an und begutachtet die Lage. Als erstes geht es dann ins Wirtshaus, die bechernde Ortsgemeinde verhören.

Wer hat den Brunner auf dem Gewissen? Kaum einer kann etwas über ihn sagen. Leben die Brunners doch auf einem abgelegenen Hof und nicht im Dorf, wie alle anderen. Doch irgendwer muss den Brunner doch ermordet und in die Odelgrube geworfen haben.

„Stille Post in Kleinöd“ ist der erste Teil der Niederbayern Krimi Reihe der Autoren Gerwens und Schröger.

Mir hat das Cover gut gefallen und die Inhaltsangabe hörte sich spannend an. Da ich regionale Krimis sehr gerne mag, dachte ich, das wäre genau mein Fall.

Oh jeh, kann ich da nur sagen. Mit Ach und Krach kam ich noch bis auf Seite 139. Dann blieb mir nichts anderes mehr übrig, als diesem Schmarrn ein Ende zu setzen.

Ein Dorf, eine Straße, vierzehn Häuser, eine Polizeistation, ein Künstleranwesen, ein Bürgermeister und eine Kneipe. Respekt. Bei mir in der Gegend gibt es Orte, die haben eintausend Einwohner und nicht einmal mehr eine Bäckerei im Ort. Diese Straße wartet wirklich mit allem Möglichen auf, was man gerne haben möchte. Es fehlt nur noch das Ortseigene Feuerwehrgerätehaus und ein Krankenhaus.

Ich hab es ja gerne, wenn in Regional-Krimis auch Dialekt gesprochen wird. Keine Frage. Aber was sich das Autoren Duo hier erlaubt, ist echt unterste Sprachschiene. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass auch nur ein Mensch so spricht. Ein Beispiel von Seite 34 „Die Maschin‘ schaut grad so aus, als wär’s noch nie ned g’laufen nicht.“ Und das ist kein Einzelfall, so reden dort durchweg alle und ständig.

Das ist so entsetzlich nervig zu lesen, ich kann es keinem sagen. Wer durch dieses Buch durchliest und sich für die Sprache begeistert, hat für mich gesehen, ein seltsames Sprachverständnis. Ich hätte es noch kurzfristig lustig empfunden, allerdings wenn selbst die Ermittlerin nebst Kollegen so spricht, kann einem der Lesegenuss ganz schnell abhandenkommen.

Es kommt dazu, dass nicht eine Figur annähernd sympathisch ist. Franziska ist unerträglich. Ständig an der Glimmstange, lässt an nix und Niemanden ein gutes Wort. Selbst ihren Kollegen Bruno kann sie nicht ausstehen und motzt über ihn herum. Keiner außer sie selbst kann etwas. Wobei sie den größten Psychischen Schaden von allen hat.

Dazu kommt dann auch noch das was ständig in Krimis rein muss, ob es nun passt oder nicht. Ob da der Kollege von einer auf die nächste Seite homosexuell und auf den Dorfpolizisten scharf ist. Ob der Gerichtsmediziner, der bei der Leichenobduktion diese nur wäscht, anzieht und ansehnlich hinlegt, sich in die Dorftussie verliebt. Die einfach mal zum Gucken in die Gerichtsmedizin tapst. Und wie schön der Rechtsmediziner die Kerzen um die Leiche verteilt hat. Könnte man glatt meinen, man wäre bei „Germanys next Top Leiche“. Ob sie die Kommissarin im privaten Elend suhlt und jedem anderen die Schuld gibt. Oder, oder, oder …

Die Story hatte bis Seit 139 keinerlei Spannung. Nach Beendigung des halben Buches war mir immer noch Wurscht, wer der Mörder von Herrmann war. Ich habe bis dahin nicht einmal überlegt, wer es sein könnte. Dazu musste ich mich zu sehr auf die wirren Gespräche konzentrieren.

Wer auf Krimis steht, die in Klischees versinken, eine Sprache haben, die keiner spricht, mit Zeugs aufwartet, dass an Lächerlichkeit kaum zu übertrumpfen ist, liegt mit „Stille Post in Kleinöd“ genau richtig. Wer auf gescheite Krimis steht, sollte die Finger von dem Buch lassen.

1 / 5 Sterne




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