Freitag, 10. Juli 2020


Rezension zu „Die Chefin – HB“

Marie Sanders lebt seit ihrem Schlaganfall im Rollstuhl und ist linksseitig gelähmt. Seit sie ihrem Freund in den Hintern getreten hat, beobachtet sie ihren Nachbarn heimlich durch die Kamera.

Eines Abends vergisst sie, das Licht aus zumachen und wird erwischt. Doch anders als gedacht, freunden sich die beiden an. Als Tarkan gerade bei ihr ist, sieht sie, wie in der Künstlerwohnung gegenüber eingebrochen wird.

Doch Tarkan ruft nicht die Polizei, er nimmt das selbst in die Hand. Und schwups, steht er mit zwei rumänischen Kindern bei Marie in der Wohnung.

Nur die traute Viersamkeit währt nicht lange, da der Gangsterchef gegenüber mitbekommt, wie Tarkan am Fenster das gestohlene Geld zählt.

Und damit fängt die Flucht der Vier an. Nur dämlich, wenn man den Autoschlüssel auf dem Küchentisch liegen gelassen hat.

„Die Chefin“ soll ein heiterer Krimi aus der Feder der Autorin Gabi Köster sein.

Ich musste mir das Buch als Hörbuch antun. Die Sprecherin, Gabi Köster selbst, hat eine Berufung zur Hörbuchsprecherin, wie ich zur Primaballerina. Sorry an Frau Köster, allerdings ist das Hörbuch eher eine Zumutung an die Hörer, wie ein Genuss.

Ja, ich weiß, was Frau Köster hinter sich hat. Ich weiß auch, wie schwer es ist, wieder in das normale Leben zu finden. Und wie toll sie es geschafft hat. Doch sollte man geneigte Zuhörer nicht mit einem herunter geleierten Text voll sülzen. Ich hätte gerne nach fünf Minuten wieder aufgehört. Die Sätze sind zu lang, die Wörter unmöglich und ein Humor, der einfach in jeden Absatz muss, ob er jetzt passt oder nicht. Vielleicht hätte es eine gute Sprecherin auch lustig herüber bringen können. Aber so war das ganze einfach nur schrecklich.

Ich habe dann weiter gehört, weil ich dachte, naja, vielleicht wird die Story ja noch etwas. Schlechte Sprecher habe ich öfters, das heißt aber oftmals nicht, dass das Buch vom Inhalt her auch schlecht wäre.

Nach etwa einer Stunde zuhören, gab ich dann allerdings auf. Marie, ja, es ist schlimm einen Schlag zu bekommen und im Rollstuhl zu sitzen. Das entschuldigt es aber nicht, andere ständig anzuschnautzen, zu beleidigen und herunter zu putzen. Ja, man muss auch nicht immer lieb und nett sein, keine Frage. Aber Marie ging gar nicht, eine furchtbare Person.

Tarkan war eigentlich jemand, der mir bis zur Beendigung des Elends Hörbuch, noch recht sympathisch war.

Von den beiden Kindern fange ich schon gar nicht erst an. Ich will auch nicht wissen, was es mir sagen sollte. Och, die armen kleinen Kinder, müssen klauen gehen, werden eh nicht bestraft, komm ich helfe denen? Sorry, nicht meine Welt.

Und dann die ziemlich dämliche Story. Es glaubt doch wirklich kein Mensch, dass wenn der Ober-Böse-Mega-Gangster, zwei Kinder los schickt um einen Einbruch zu starten, dass genau dieser Gangster vor der Wohnung wartet und guckt, ob die auch ihre Arbeit tun. Wobei ich mich dann frage, wie die beiden ungesehen aus der Wohnung kamen und von Tarkan aufgegriffen werden konnten. Hat der Ober-Gangster da etwa ein kurzes Nickerchen gehalten?

Dann sieht er aber von Flur aus, dass die anderen am Fenster SEIN Geld zählen. Ui, böse. Gut, was machen die vier Helden? Genau, sie flüchten. Mit der Tasche mit den gestohlenen Bildern und dem Geld. In der Tiefgarage merken sie dann, die Schlüssel vom Auto liegen noch auf dem Küchentisch. Mal nebenbei erwähnt, Handy, Ausweise etc. ist auch nicht am Mann/Frau/Kind.

Dann flüchtet man eben mit dem Taxi. In sekundenbruchschnelle ist der Rollstuhl eingeladen, nach einigem Gezeter mit dem Taxifahrer, wird dann auch schon los gefahren. Man, ist der Gangster in seinem sportlichen Cabrio aber mal langsam.

Bei der Verfolgungsjagd hab ich dann aufgegeben. Völlig abstrus, die Story. Welcher Big-Boss-Bösewicht fährt denn den vier Deppen hinterher? Wenn der sich überhaupt am Tatort blicken lässt. So etwas deklariert man nach unten. Und warum so einen Aufmarsch? Man kann ja erst einmal einfach an der Wohnung Stellung halten. Denn normalerweise kommt keiner ohne Personalausweis weit. Aber laut Inhaltsangabe kommen die vier Helden durchs halbe Europa ohne alles. Gut, 50.000 Euro sind schon eine Stange Geld. Doch wenn man mit nichts, mit vier Personen durch halb Europa tourt, ist auch das Geld fix aufgebraucht.

Ich fand das Buch absolut nicht durchdacht und einfach ohne Sinn herunter getippselt. Dann musste ständig noch Humor mit rein, der einfach gar kein Humor war. Es fehlten nur noch die, aus den mega nervigen Serien, eingespielten Lacher und Klatscher, damit der letzte noch  zuhörende Hörer merkt, dass hier einfach zu Lachen ist. Ob man will, oder nicht. Du musst das jetzt witzig finden!

Und wieder einmal beweist es mir, wer denkt, er könnte ein Buch schreiben, kann das leider nicht immer. Auch wenn man Geld braucht, ein Buch schreiben hilft einem da nicht immer aus der Patsche.

1 / 5 Sterne



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