Rezension
zu „Wie Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine
Revolution auslöste“
Anatolij
lebt in Moskau. Seine Tochter bändelt mit einem Schriftsteller an und seine
Frau ist schon vor Jahren abgehauen. Dann gewinnt er zwei Karten für die
Olympischen Spiele. Mit seinem Freund und Arbeitskollegen Michail fährt er zu
den Spielen. Das Wochenende endet mit einem Filmriss von Anatolij. Wieder zu
Hause geht ihm alles auf den Geist und er will den ersten Urlaub seit Jahren
machen. Kurzerhand überredet er seinen Chef ihn in die Ukraine fahren zu lassen.
Und dort nimmt dann alles seine rasante Fahrt auf. Von Verhaftung, Ausweisung,
Überwachung bis hin zu neuen Bekanntschaften ist alles zu finden.
„Wie
Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine Revolution
auslöste“ ist ein Einzelband, der die Geschichte von Anatolij humorvoll
erzählt.
Anatolij
ist eine typische Figur, die von einem direkt ins nächste Fettnäpfchen tappt,
ohne es zu merken. Die Humorebene hat mich voll erreicht. Oft sind es trockene,
dahingeworfene Szenen, bei denen ich einfach Lachen musste. Die Figur selbst
ist auch sehr sympathisch gehalten. Eigentlich sind alle Figuren im Buch
sympathisch. Ich hatte mit keiner ein Problem.
Die
Hintergründe der Geschichte sind ebenfalls sehr interessant. Zwar nicht so
vertieft, aber man bekommt schon Einblicke in die politische Lage von Russland
und der Ukraine. Ich fand dies sehr informativ und hätte mir vielleicht sogar
noch etwas mehr gewünscht.
Von
den zwei Punkten sind auch die beiden Sterne die ich vergebe. Dies ist zwar
doch ein großes Stück des Buches, allerdings gibt es wirklich Ecken und Kanten,
die ich absolut nicht positiv sehen und somit bewerten kann.
Die
Ereignisse in dem Buch sind für mich in Kurzform gehalten. Fast jeder Punkt ist
angerissen, aber nicht fertig bearbeitet. So ist mir zum Beispiel immer noch
nicht klar, wieso und von wem Anatolij die Karten für die Olympiade gewonnen
hat. Er hat bei dem Gewinnspiel nicht mitgemacht, wollte dies sogar nicht
einmal. Das ist jetzt nur ein Punkt, aber mehr möchte ich nicht verraten, sonst
müsste ich zu viel spoilern. Auf jeden Fall war dies für mich sehr
unbefriedigend.
Des
Weiteren konnte ich mit der Grammatik und Rechtschreibung des Buches nicht viel
anfangen. Sätze und Satzbausteine sind verdreht. Dies geht ab und an soweit,
dass der Satz an sich schon keinen Sinn mehr ergibt.
Dazu
verstehe ich dann auch solche Sachen nicht, dass im Buch ein Name mit C.W.
abgekürzt wird, der im Anhang dann erklärt wird. Was spricht dagegen, den
ausgeschriebenen Namen im Text zu verwenden?
Im
Großen und Ganzen empfand ich die Ausführung des Romans, als wäre es eine
Rohfassung auf einem Block, der ohne Lektorat zu einem Buch verfasst wurde.
Auf
Anfrage bei der Autorin bekam ich eine, mich nicht zu friedenstellende,
Antwort. Eher verwirrt mich diese Antwort und lässt mich an dem Wort Literatur
zweifeln. Ich möchte hier dann die Autorin wörtlich zitieren: „Für mich
persönlich macht Literatur genau das auch aus, wenn Sätze und Wörter neu
konstruiert, erfunden, verschoben und verwendet werden.“
Wenn
ich dann noch den Preis von 19,90 Euro zu 150 Buchseiten vergleiche, komme ich leider
nur auf zwei Sterne. Ich kann das Werk auch nicht unbedingt weiter empfehlen. Wer
allerdings auf sprachliche und grammatikalische Experimente steht, wird mit dem
Werk vielleicht zufrieden sein. Eigentlich schade, das Thema, der Humor und die
Figuren hatten großes Potential ein super Buch zu werden.
2
/ 5 Sterne
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