Dienstag, 10. November 2015

Rezension zu „Wie Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine Revolution auslöste“

Anatolij lebt in Moskau. Seine Tochter bändelt mit einem Schriftsteller an und seine Frau ist schon vor Jahren abgehauen. Dann gewinnt er zwei Karten für die Olympischen Spiele. Mit seinem Freund und Arbeitskollegen Michail fährt er zu den Spielen. Das Wochenende endet mit einem Filmriss von Anatolij. Wieder zu Hause geht ihm alles auf den Geist und er will den ersten Urlaub seit Jahren machen. Kurzerhand überredet er seinen Chef ihn in die Ukraine fahren zu lassen. Und dort nimmt dann alles seine rasante Fahrt auf. Von Verhaftung, Ausweisung, Überwachung bis hin zu neuen Bekanntschaften ist alles zu finden.

„Wie Anatolij Petrowitsch Moskau den Rücken kehrte und beinahe eine Revolution auslöste“ ist ein Einzelband, der die Geschichte von Anatolij humorvoll erzählt.

Anatolij ist eine typische Figur, die von einem direkt ins nächste Fettnäpfchen tappt, ohne es zu merken. Die Humorebene hat mich voll erreicht. Oft sind es trockene, dahingeworfene Szenen, bei denen ich einfach Lachen musste. Die Figur selbst ist auch sehr sympathisch gehalten. Eigentlich sind alle Figuren im Buch sympathisch. Ich hatte mit keiner ein Problem.

Die Hintergründe der Geschichte sind ebenfalls sehr interessant. Zwar nicht so vertieft, aber man bekommt schon Einblicke in die politische Lage von Russland und der Ukraine. Ich fand dies sehr informativ und hätte mir vielleicht sogar noch etwas mehr gewünscht.

Von den zwei Punkten sind auch die beiden Sterne die ich vergebe. Dies ist zwar doch ein großes Stück des Buches, allerdings gibt es wirklich Ecken und Kanten, die ich absolut nicht positiv sehen und somit bewerten kann.

Die Ereignisse in dem Buch sind für mich in Kurzform gehalten. Fast jeder Punkt ist angerissen, aber nicht fertig bearbeitet. So ist mir zum Beispiel immer noch nicht klar, wieso und von wem Anatolij die Karten für die Olympiade gewonnen hat. Er hat bei dem Gewinnspiel nicht mitgemacht, wollte dies sogar nicht einmal. Das ist jetzt nur ein Punkt, aber mehr möchte ich nicht verraten, sonst müsste ich zu viel spoilern. Auf jeden Fall war dies für mich sehr unbefriedigend.

Des Weiteren konnte ich mit der Grammatik und Rechtschreibung des Buches nicht viel anfangen. Sätze und Satzbausteine sind verdreht. Dies geht ab und an soweit, dass der Satz an sich schon keinen Sinn mehr ergibt.

Dazu verstehe ich dann auch solche Sachen nicht, dass im Buch ein Name mit C.W. abgekürzt wird, der im Anhang dann erklärt wird. Was spricht dagegen, den ausgeschriebenen Namen im Text zu verwenden?

Im Großen und Ganzen empfand ich die Ausführung des Romans, als wäre es eine Rohfassung auf einem Block, der ohne Lektorat zu einem Buch verfasst wurde.

Auf Anfrage bei der Autorin bekam ich eine, mich nicht zu friedenstellende, Antwort. Eher verwirrt mich diese Antwort und lässt mich an dem Wort Literatur zweifeln. Ich möchte hier dann die Autorin wörtlich zitieren: „Für mich persönlich macht Literatur genau das auch aus, wenn Sätze und Wörter neu konstruiert, erfunden, verschoben und verwendet werden.“

Wenn ich dann noch den Preis von 19,90 Euro zu 150 Buchseiten vergleiche, komme ich leider nur auf zwei Sterne. Ich kann das Werk auch nicht unbedingt weiter empfehlen. Wer allerdings auf sprachliche und grammatikalische Experimente steht, wird mit dem Werk vielleicht zufrieden sein. Eigentlich schade, das Thema, der Humor und die Figuren hatten großes Potential ein super Buch zu werden.  


2 / 5 Sterne


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